Dienstag, 26. Mai 2015

Schlafende Vögel: Kinabatangan-River-Cruise

Das Reisen durch Malaysia ist schrecklich einfach: Noch beim Tauchen habe ich die Nature Lodge Kinabatangan reserviert, inklusive Pick-Up in unserer Lodge in Sepilok. Sabah und seine Attraktionen sind übersichtlich, und das nicht in einem schlechten Sinne.

Nach zweieinhalbstündiger Busfahrt mit von uns gewünschtem Halt am Geldautomaten ziehen noch immer nur Ölpalmen an uns vorbei, trotzdem wir den einspurigen Pan-Borneo-Highway schon verlassen haben. Am Fluss angekommen, fahren wir sechs Neuankömmlinge auf die gegenüberliegende Seite - und sind skeptisch. T. und ich verfügen über ausführliche Regenwalderfahrungen im Amazonasgebiet und in Indonesien. Die Anlage hier ist relativ groß, unsere Hütte sehr bescheiden, den Bustransfer müssen wir noch nachbezahlen, Nightwalks kosten extra und noch dazu stellen wir fest, dass wir für die schlechtere Hüttenklasse mehr bezahlt haben als andere bei einer Buchung aus Deutschland. Flußauf- und -abwärts sind noch weitere Lodges auszumachen. Ob das hier mit dem Wildlife etwas wird?

Die malaiischen Angestellten aber sind gewohnt zuckersüß und man nimmt uns freundlich mit einem Welcome-Drink in Empfang, unsere Namen stehen wieder auf der Ankunftstafel, und wir bekommen den strikten Zeitplan für unser 3Tage/2Nächte-River-Cruise verkündet. In 30 Minuten geht die erste Flussfahrt los. Beim Ertönen eines Gongs hat man sich gestiefelt und gespornt (mit Sitzkissen und Rettungsweste bekleidet) am Jetty einzufinden.

Wieder Enttäuschung: Hinter uns sitzen 6 Chinesen. Erneut gibt es Gelegenheit, dieses Volk zu bestaunen: Nun, da kein Guide mit einem Megaphon vor Ihnen sitzt, sorgen sie einfach selbst für eine Lautstärke, die neben dem Motorengeräusch unseres Bootes noch das letzte Flusskrokodil zum Rückzug zwingen würde. Wenn es etwas zu sehen gibt, und alle anderen andächtig schweigen oder nur noch flüstern, folgen laute Rufe des Entzückens. Ich bereite innerlich eine Rede über kulturelle Unterschiede und Anpassung an andere Kulturkreise vor, ein sonst sehr netter Deutscher vor mir ruft irgendwann: "Shut up, I can't hear the guide!", was die verzückten Chinesen wiederum nicht wahrnehmen, bis ich jemanden am Ärmel zupfe. Wieder lustiges Chinesenbashing, jetzt, wo ich dieses Völkchen etwas besser verstehe, tun sie mir irgendwie leid.

Aber Hauptsache, es gibt etwas zu sehen! Zwischendurch preschen wir mit dem Motorboot nämlich kilometerweit durch harten Regen, es ist kalt im Fahrtwind, und wir haken innerlich die Tierbegegnung schon ab, denn kein Primat hat bei diesem Wetter Lust, sich aus einem gemütlichen Blätternest an den Flußrand zu begeben und von uns angeguckt zu werden...

Wir haben unrecht, denn wir treffen auf mehrere große Gruppen Nasenaffen, ja das sind die mit dem grotesk großen Riecher, wobei immer Haremsgruppen zusammensind, das dominante Männchen (das mit dem größten Rüssel - kein Witz, die Damen srhen dezent aus dagegen), sitzt meist mit Blick auf die Predatoren vom Fluss weggewandt. Sie zuehen sich hier für die Nacht zurück, in recht gut einsehbare Bäume, und halbieren die Seiten, von denen sie nachts angegriffen werden können. Mit Kamerazoom und Fernglas lassen sich die Tiere toll beobachten. Wir sehen ausserdem noch drei unterschiedliche Makakenarten und Languren. Viele große Vögel leben an dem Fluss, so sehen wir auch jeweils mehrere verschiedene Arten von Nashornvögeln (Hornbills), Kingfisher und Greifvögeln. Es folgen noch weitere drei Flussfahrten, die ähnlich ergiebig sind, am letzten Tag morgens sogar ein unbewegliches, vollgefressenes, Salzwasserkrokodil. Diese kommen noch hunderte Kilometer flussaufwärts von den Meeresmündungen vor. Zwei kleinere Exemplare zeigten nur kurz Augen und Nase. Nach dem großen Exemplar ist mir aber klar, warum man mich vorm Baden warnte...
Eine Wanderung tagsüber bleibt unspektakulär, aber mein Outfit mit Leech-Socken amüsiert mich. An Orang-Utan oder asiatischen Elefanten ist nicht zu denken, trotz der Elektrozäune rund um unsere Lodge die vor dem Einfall von Elefantenherden schützen soll.

Die Nachtwanderungen in Buton mit den Wissenschaftlern von Operation Wallacea waren für mich zuletzt immer eine Art Krabbeltier-Desensibilisierungstherapie gewesen. Wohin man auch leuchtete, hunderte Augenpaare leuchteten zurück, nach dem Motto "Der Dschungel schaut mich an", waren das viele sechs- bis achtbeinige Freunde aber auch Frösche und ähnliches. Die Umgebung unserer Lodge bleibt zunächst erstaunlich ruhig. Dann aber entdecken wir zweimal Tarsier, im Deutschen wohl Mausmakis, die süssesten kindchenschematischen Großaugenminiminiäffchen, die mich schon in Sulawesi entzücken liessen. Ein Einzelexemplar muss sich in unserem Scheinwerferlicht wie bei einer Begegnung der dritten Art fühlen und dann sehen wir noch eine Mutter mit Kind, also mit Miniaturversion des Miniäffchens, wer hiet nicht schwach wird, der hat kein Herz...

Aber das verrückteste für mich sind die schlafenden Vögel, denn da sitzen bunt gefiederte Trogone mit eingezogenem Kopf einfach auf 1,5 m Höhe auf dünnen Bäumchen und schlafen tatsächlich. Die dünnen Bäumchen sollen dazu dienen, die Vibration von hinaufkletternden Schlangen zu spüren und sogleich loszufliegen, unser Getrampel und Geblitze schafft es jedenfalls nicht!

Fazit: Gelungene Tage am Kinabatangan-Fluss - die Fotos stammen nur vom Handy, ich hoffe, man erkennt dennoch etwas!

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