Freitag, 13. Juli 2012

Regen-Wald-Trekkings-Wahnsinn

Daniela, ich habe heute den ganzen Tag an dich gedacht: Zwei-Tages-Trekking zwischen Reisterassen, Kaffee-, Kakao- und Bambuswäldern...

Fühlt sich folgendermaßen an:

Rechts: 5 m Abgrund. Links: 40 cm tiefes Wasserreisfeld. Dazwischen: 20 cm handgebauter Terassenweg. Mein Blick: Starr auf die baren Füße meines Guides gerichtet. Links halten, Fehltritt in den Reis, Fuss nass macht nichts, Absturz zieht alle Register der Expeditionsmedizin. Weggetragenwerden an Bambus gebunden wie die Schweine. Konzentration. Es geht nur vorwärts, nicht zurück. Denke Triathlon.

Panorama? Ja, aber ich kann ja nicht hingucken! Gott sei Dank keine Viecher, nur ein einziger Winz-leech. Oder hab ich sie nicht gesehen?

Wald. Wo ist die Machete? Nebel! Ich kämpfe mich durch den “footpath“ und sinniere über mögliche Unterschiede in der Interpretation des Wortes „footpath“. Der Guide, Budiana, kann mit Pfeil und Bogen wochenlang im Dschungel überleben, er liebt das wirklich hier unterwegs zu sein, und man hat ihm das angemerkt, deshalb fand ich meine Wahl eigentlich excellent.

War schon klar dass es nass werden würde. Am Morgen schon regnet es, 7:30, ich rufe den Guide an, er meint, wir können starten, es würde in einer Stunde aufklaren. Also erstmal zum Markt, gute Erfahrung so oder so, wir kaufen lokales Gemüse und Tempeh für das Dinner. Dann noch Büffel- und Schweinemarkt, ein Schwein wird später noch mit uns Auto  fahren. Es regnet weiter. Ich bin unter meiner Regenjacke schon völlig nassgeschwitzt. Im public Transport mit einem Jeep, der Waren vom Markt, mich, den Guide, zwei Frauen und ein Bambusschwein transportiert (ich darf wieder vorne sitzen) erfasst mich unangenehme Müdigkeit und ich sekundenschlafe unerholsam.

11:00, kein Regen mehr, leichte Bewölkung. Wir sind am Startpunkt, ich leicht ängstlich gestimmt aufgrund meiner Müdigkeitsattacke und des Regens. Was hab ich mir da vorgenommen?

Auf geht es, wandern am Rand der Reisterassen, hier noch relativ breit, überwältigender Ausblick über das Tal, in der Ferne fügen sich Torajahäuser malerisch in die Landschaft. Dann schon bald ein Aufstieg durch glitschige Vegetation, überall an mir im wesentlichen Pflanzen, der Lehmboden unter greift nur durch eben diese Pflanzen. Es regnet wieder, ich entscheide mich aktiv gegen die Regenjacke und für die Trocknungseigenschaften meines Merinoseiden-T-Shirts und meiner Trekkinghose. Gott sei Dank habe ich die Regenhülle meines Rucksackes dabei!

Wir kämpfen uns aufwärts, Budiana ist verdammt schnell, mein Herz pumpt. Wir kommen an einer winzigen Ebene mit einem Haus an, umgeben von hohem Bambus, Nebel drumherum. Die Familie spricht nur die lokale Sprache, kein Bahasa Indonesia, ich verstehe kein Wort. Überlege inzwischen ernsthaftig, das Unternehmen abzubrechen...

Weiter, weiter, dann eine Rast unter Regendach, Kinder schreien „Hallo!“, werfen  manchen Brocken Englisch hin und wenn ich darauf antworte ist es ihnen ebenso peinlich wie mir, wenn ich die Antworten auf meine Ansprachen auf indonesisch nicht verstehe.

Jetzt muss ich  mich entscheiden, weiter oder zurück? Es ist ein wenig aufgeklart, ich entscheide natürlich “weiter“ und ärgere mich jm gleichen Moment darüber. Die Umgebung entschädigt... Weiter, weiter, ich mache innerlucg Studien über das menschliche Sprunggelenk, seit Stunden sehe ich zwei Exemplare vir mir, ich denke über das Gehen an sich nach, sehe Fersen abrollen, Achillessehnen sich anspannen, sehe Zehen den Matsch greifen, möchte auch gerne barfüßig sein, um den weichen, nachgebenden Boden besser zu spüren, während meine Schuhe hochgradig eingesaut sind. Budianas Füße wirken dagegen nahezu sauber! Später kommen schreckliche Passagen mit Lehmbiden, die Stufen sind verwaschen, das Wasser fließt, ich stürze mehrmals, meine Hose ist eh hin, meine Arme nun auch lehmig, ich greife überall hin, halte mich an der Vegetation fesst, das kenne ich schon, nur gut, dass es keine Leeches gibt!

Nochmal Panorama, es ist 16:30, wir brauchen noch etwa eine Stunde zum Overnight-Dorf. Ein leichter Stress zieht auf, der gewünschte Weg ist nicht passierbar, too slippery, die Reisfeldwege sibd wirklich sehr schmal geworden und sind weich, sind ja auch nur von Hand aufgeschüttet, wir fragen anwesende Reisbauern nach den Möglichkeiten und ich weiß, dass ich nie im Leben mit meiner Stirnlampe im Dunkeln diese Wege bewältigen kann.

Schließlich kommen wir dich an, und siehe da, im Dorf ist morgen auch noch Hochzeitsfest.
Ich bekomme ein Bett! Mit einer Art Matratze! In dem -einzigen-extra-Raum des Original schönen Torajahauses!!! Ich ziehe mich um und nehme eine erfrischende Bucketshower im schon erdunkelten Dorf-Gemeinschafts-Mandi, die Dorfbewohner werden von der Gastgeberin für mich dort sogar herausgescheucht.

Danach bin ich frisch, ein neuer Mensch, glücklich, hier zu sein, und es gibt auch schon ein fantastisches Abendessen, ich verzichte zum Unverständnis der Gastgeberin leider auf das Schweinefettfleisch aver bin hervorragend mit unseren Einkäufen des Morgens gesättigt.

Im Haus neben uns, erfahre ich später, ist vor drei Wochen jemand gestorben. Wenn nicht die Hochzeitsvirbereitungen wären, würden noch mehr Leute dort sein. Der Tote wird aks Kranker betrachtet, derim Kreise der Familie umsorgt werden will, solange  bis er sein “tomate“, die Begrabniszeremonie, erhalten hat. Also doch “in the living room“... Ich wechsele noch ein paar Worte mit einem Dorfbewohner, welcger der bahasa Indonesia mächtig ist, dann gehe ich in mein Zimmer und schreibe dies.

Ich bin auf den nächsten Tag gespannt, Hochzeitszeremonie, fürdie wird Grad schon im Bambusrohr über dem offenen Feuer Schweinefleisch gekocht. Wird es regnen? Der Himmel ist klar....

Der nächste Tag ist wunderschön, kein Regen, zunächst bedeckt und ich verzichte unvernünftigerweise auf den Sunscreen, was mir die erste Doxyphotosensibiliesrung einträgt. Später leichtere Wege, Budiana und ich beginnen, zu plaudern, ich lerne aber bin auch frustriert, weil ich mir die Worte nicht all merken kann. Wir lachen viel, während wir immer neue kleine Dörfer und Wälder und Reiselder durchqueren und allmählich tauchen in der Ferne Felsformationen auf, die mir bekannt vorkommen. Schließlich besteigen wir ein Motorbike, ojek, und dann noch ein Auto, und exakt wie geplant um 17:00 bin ich wieder im Hotel, etwas traurig, das ich heute mit dem Nachtbus weiterziehen muss...

Danke, Budiana, guide yang bagus dan guru di bahasa indonesia!

Wozu sind die Löcher in den Reisfeldern...?









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