Dienstag, 26. Mai 2015

Brunei Darussalam - Brunei, Ort des Friedens

Da ist noch so ein Staat auf Borneo: Brunei. Die haben Erdölfelder vor ihrer Küste und der Sultan von Brunei ist wohl einer der reichsten Menschen der Welt. 75% der Bürger sind Staatsangestellte, medizinische Versorgung ist komplett kostenlos. Die Hälfte des winzigen Landes ist noch primärer Regenwald, schließlich sind sie auch nicht auf das Palm-Öl angewiesen...

Neugierig genug wird man also, obwohl der Einreise/Transitprozess trotz Visafreiheit als kompliziert beschrieben wird, auf dem Landweg aus Savah kreuzt man die Grenze gleich vier mal.

Wir reisen recht unkompliziert via (zwei) Fähren aus Kota Kinabalu nach Bandar Seri Bagawan. Und sind erstaunt: Es scheint etwas faul im Staate Brunei. Irgendwie ist hier niemand. Aber die wenigen, die wir antreffen sind wahnsinnig freundlich, lächeln immer und sprechen exzellentes Englisch. Die Moschee ist ein "noticable Building" laut Lonely Planet. Endlich kann ich mal so eine Art Burka tragen. Bei der Bootsfahrt durch die weltgrößte Stelzenstadt ergibt sich ein toller Sonnenuntergang. Wir laufen ein bischen durch Architektur, die weh tut und unbrlebt ist. Das Zentrum erschliest sich in wenigen Gehminuten. Wir strengen uns an und essen die lokale Spezialität, Ambuyat, eine gelatinöse strukturlose Paste aus Sagomehl, die wir in eine nicht-schmeckende Soße tunken - danach, muss ich hier zugeben, hatte ich ne Pommes bei Burger King... Von Zukunftsorientierung ist nichts zu sehen.

Und dann, ja dann ist alles schon wieder vorbei und wir haben keinerlei Bedürfnis, noch länger hierzubleiben, so dass wir doch den Bus nach Miri schon um sieben Uhr morgens wählen, um direkt zum Flughafen zu fahren und eine Propellermaschine in den Gunung Mulu Nationalpark besteigen.
Brunei - es war gut, das mal gesehen zu haben. Aber fünf Währungen sind zu viel.

Kinabatangan II: Fotos

Die Affen sind leider auf diesen Fotos nicht erkennbar. Übrigens traten auch in dieser "Nature Reserve" ab und zu Ölpalmen bis ans Ufer. Man hofft, dass die etwa fünfzig Exemplare Nasenaffen nicht nur aufgrund des Habitatverlustes so nah an den Fluss rückten. Es soll auf ganz Borneo noch 7000 geben, 1000 davon in der Kinabatangan-Region...

Schlafende Vögel: Kinabatangan-River-Cruise

Das Reisen durch Malaysia ist schrecklich einfach: Noch beim Tauchen habe ich die Nature Lodge Kinabatangan reserviert, inklusive Pick-Up in unserer Lodge in Sepilok. Sabah und seine Attraktionen sind übersichtlich, und das nicht in einem schlechten Sinne.

Nach zweieinhalbstündiger Busfahrt mit von uns gewünschtem Halt am Geldautomaten ziehen noch immer nur Ölpalmen an uns vorbei, trotzdem wir den einspurigen Pan-Borneo-Highway schon verlassen haben. Am Fluss angekommen, fahren wir sechs Neuankömmlinge auf die gegenüberliegende Seite - und sind skeptisch. T. und ich verfügen über ausführliche Regenwalderfahrungen im Amazonasgebiet und in Indonesien. Die Anlage hier ist relativ groß, unsere Hütte sehr bescheiden, den Bustransfer müssen wir noch nachbezahlen, Nightwalks kosten extra und noch dazu stellen wir fest, dass wir für die schlechtere Hüttenklasse mehr bezahlt haben als andere bei einer Buchung aus Deutschland. Flußauf- und -abwärts sind noch weitere Lodges auszumachen. Ob das hier mit dem Wildlife etwas wird?

Die malaiischen Angestellten aber sind gewohnt zuckersüß und man nimmt uns freundlich mit einem Welcome-Drink in Empfang, unsere Namen stehen wieder auf der Ankunftstafel, und wir bekommen den strikten Zeitplan für unser 3Tage/2Nächte-River-Cruise verkündet. In 30 Minuten geht die erste Flussfahrt los. Beim Ertönen eines Gongs hat man sich gestiefelt und gespornt (mit Sitzkissen und Rettungsweste bekleidet) am Jetty einzufinden.

Wieder Enttäuschung: Hinter uns sitzen 6 Chinesen. Erneut gibt es Gelegenheit, dieses Volk zu bestaunen: Nun, da kein Guide mit einem Megaphon vor Ihnen sitzt, sorgen sie einfach selbst für eine Lautstärke, die neben dem Motorengeräusch unseres Bootes noch das letzte Flusskrokodil zum Rückzug zwingen würde. Wenn es etwas zu sehen gibt, und alle anderen andächtig schweigen oder nur noch flüstern, folgen laute Rufe des Entzückens. Ich bereite innerlich eine Rede über kulturelle Unterschiede und Anpassung an andere Kulturkreise vor, ein sonst sehr netter Deutscher vor mir ruft irgendwann: "Shut up, I can't hear the guide!", was die verzückten Chinesen wiederum nicht wahrnehmen, bis ich jemanden am Ärmel zupfe. Wieder lustiges Chinesenbashing, jetzt, wo ich dieses Völkchen etwas besser verstehe, tun sie mir irgendwie leid.

Aber Hauptsache, es gibt etwas zu sehen! Zwischendurch preschen wir mit dem Motorboot nämlich kilometerweit durch harten Regen, es ist kalt im Fahrtwind, und wir haken innerlich die Tierbegegnung schon ab, denn kein Primat hat bei diesem Wetter Lust, sich aus einem gemütlichen Blätternest an den Flußrand zu begeben und von uns angeguckt zu werden...

Wir haben unrecht, denn wir treffen auf mehrere große Gruppen Nasenaffen, ja das sind die mit dem grotesk großen Riecher, wobei immer Haremsgruppen zusammensind, das dominante Männchen (das mit dem größten Rüssel - kein Witz, die Damen srhen dezent aus dagegen), sitzt meist mit Blick auf die Predatoren vom Fluss weggewandt. Sie zuehen sich hier für die Nacht zurück, in recht gut einsehbare Bäume, und halbieren die Seiten, von denen sie nachts angegriffen werden können. Mit Kamerazoom und Fernglas lassen sich die Tiere toll beobachten. Wir sehen ausserdem noch drei unterschiedliche Makakenarten und Languren. Viele große Vögel leben an dem Fluss, so sehen wir auch jeweils mehrere verschiedene Arten von Nashornvögeln (Hornbills), Kingfisher und Greifvögeln. Es folgen noch weitere drei Flussfahrten, die ähnlich ergiebig sind, am letzten Tag morgens sogar ein unbewegliches, vollgefressenes, Salzwasserkrokodil. Diese kommen noch hunderte Kilometer flussaufwärts von den Meeresmündungen vor. Zwei kleinere Exemplare zeigten nur kurz Augen und Nase. Nach dem großen Exemplar ist mir aber klar, warum man mich vorm Baden warnte...
Eine Wanderung tagsüber bleibt unspektakulär, aber mein Outfit mit Leech-Socken amüsiert mich. An Orang-Utan oder asiatischen Elefanten ist nicht zu denken, trotz der Elektrozäune rund um unsere Lodge die vor dem Einfall von Elefantenherden schützen soll.

Die Nachtwanderungen in Buton mit den Wissenschaftlern von Operation Wallacea waren für mich zuletzt immer eine Art Krabbeltier-Desensibilisierungstherapie gewesen. Wohin man auch leuchtete, hunderte Augenpaare leuchteten zurück, nach dem Motto "Der Dschungel schaut mich an", waren das viele sechs- bis achtbeinige Freunde aber auch Frösche und ähnliches. Die Umgebung unserer Lodge bleibt zunächst erstaunlich ruhig. Dann aber entdecken wir zweimal Tarsier, im Deutschen wohl Mausmakis, die süssesten kindchenschematischen Großaugenminiminiäffchen, die mich schon in Sulawesi entzücken liessen. Ein Einzelexemplar muss sich in unserem Scheinwerferlicht wie bei einer Begegnung der dritten Art fühlen und dann sehen wir noch eine Mutter mit Kind, also mit Miniaturversion des Miniäffchens, wer hiet nicht schwach wird, der hat kein Herz...

Aber das verrückteste für mich sind die schlafenden Vögel, denn da sitzen bunt gefiederte Trogone mit eingezogenem Kopf einfach auf 1,5 m Höhe auf dünnen Bäumchen und schlafen tatsächlich. Die dünnen Bäumchen sollen dazu dienen, die Vibration von hinaufkletternden Schlangen zu spüren und sogleich loszufliegen, unser Getrampel und Geblitze schafft es jedenfalls nicht!

Fazit: Gelungene Tage am Kinabatangan-Fluss - die Fotos stammen nur vom Handy, ich hoffe, man erkennt dennoch etwas!

Donnerstag, 21. Mai 2015

Sepilok - Fotos

Sepilok

Also einfach weiter, klein, klein, zwischen dem Palmöl suchen wir den Dschungel!
Wir finden einen Teil von ihm in Sepilok. Hier gibt es das "Sepilok Orang Utan Rehabiliation Center", kurz SORC. Die rostroten Waldmeschen haben hier 4200 Hektar Urwald für sich. Sie werden aufgepäppelt, wenn sie irgendwo in schlechtem Zustand aufgefunden wurden, und eventuell eines Tages umgesiedelt, wenn es wieder möglich ist.

Ich weiß jetzt, wieviel ein ha sind: 10000 Quadratmeter, oder 100 x 100 m. Wurzel ziehen, und 4200 ha schrumpfen auf ca. 6,5 x 6,5 km Fläche. Immerhin hat meine Referenz für alles flächenhafte, das Tempelhofer Feld, angeblich nur 355 ha, passt also über zehn mal dort hinein.

Die Primaten leben halbwild dort. Es gibt aber zwei mal am Tag eine Fütterung, damit wir Touris auch was zu gucken haben! Es war milde, denn Massen an Bananen und süßem Zuckerrohr wurden nicht grad verschenkt, und es kamen nurmehr fünf Tiere und somit auch sicher nicht alle Bewohner dorthin. Diese Plattform ähnelt doch mehr einem Zoo, wobei eben dahinter ein Gelände von 4200 ha sich erstreckt. Wir gucken einigen Leuten über die Schulter und sind doch eher enttäuscht - werden wir auch noch wahre echte "freie" Waldmenschen zu sehen bekommen?

Wir haben einige Kilometer entfernt eine tolle Unterkunft, Paganakan Dii, von unserem Balkönchen reicht der Blick auf ein kleines Reststück Wald und wir sitzen um 6:00 in der Morgenstimmung schon dort und schauen den Vögeln beim Aufstehen zu, unter anderem sehen und hören wir die großen Hornbills und viele kleinere Vögel, alle in verschwenderischen Metallictönen glänzend, sowie sehr viele putzige  braune und schwarze Schönhörnchen, von mir "Borneo Kokoshörnchen" getauft, weil sie so schön durch die Palmen und in den höchsten Wipfeln herumhüpfen. Auch ein großer Monitorlizard, also bestimmt 1,3 m Gesamtlänge mit Schwanz, bewohnt das Gelände und springt mehrfach lautstark aus der Sonne des Gehweges in das Gelände.

Im "Rainforest Discovery Center" hätten wir noch mehr Zeit verbringen können, es gibt es eine Stahl-Baumkronenweg, von dem aus wir noch ein paar interessante Vögel sehen und jede Brise Wind uns eine Freude ist. Es ist inzwischen nämlich sehr warm geworden. Die Luft lässt sich teils schneiden, die wenigen Momente im prallen Sonnenschein fließen wir mehr dahin als dass wir gehen.

Also zurück in unsere Lodge - da kann man auch ruhig nochmal duschen, es ist doch so schön dies an der freien Luft zu tun! Und wir gehen wieder früh schlafen, und stehen wieder früh auf, und schauen wieder den Vögeln bei den Morgenaktivitäten zu. Heute mittag geht es weiter, an die Kinabatangan-Reserve.

Dort werden wir den Vögeln übrigens nicht nur beim Aufwachen zusehen, sondern auch beim Schlafen...

Um noch etwas richtigzustellen:

Der Blick auf Palmölplantagen unter blauem Himmel mit Schönwetterwolken, während man zwischen Naturreservaten und Nationalparks herumfährt, in denen dann doch eine beachtliche Menge an großen und kleinen Tieren herumklettert, fliegt, schwimmt und krabbelt, ist bei mir allemal mit mehr Endorphinproduktion verbunden als der Blick aus einem chinesischen Schnellzug unter graudiesigem Kohleindustriehimmel auf Neubaublöcke von Plattenbauwolkenkratzer der dortigen Vorstädte. China war auf seine Art und Weise großartig, aber Borneo macht einem das Lieben leichter. Das eine das Leben, welches war, das andere das, welches sein wird...

Ach ja, vor 2,5 h haben wir sie gesehen, die Waldmenschen. Ich erzähle nach!

Mittwoch, 20. Mai 2015

Palmölland, oder: Borneo wird verseift

Wir befinden uns inzwischen auf der drittgrößten Insel der Welt, und zwar in Sabah, dem nordöstlichen malaysischen Bundesstaat von Borneo. Fast schon an der Grenze zu Indonesien und sogar deutlich an der Grenze zu den Philippinen war ich auf zwei Inselchen tauchen, Mabul und Sipadan, eine Geschichte von einiger Frustration meinerseits, die schließlich in einem dieser raren Momente vollkommenen Glückes endete, aber diese Geschichte erzähle ich ein anderes Mal.

Ich bin wieder mit Herrn T. unterwegs, dessen Namen nicht genannt werden darf, dieser T. ist kein Freund des Wassers aber wie ich ein alter Dschungelhase. Unsere Mission lautet: Findet den Orang Utan!

Wir starten von verschiedenen Punkten und treffen uns nach je 5,5 h Fahrt etwa in der Mitte - perfekte Absprache via WhatsApp® und sms. Ich fahre und fahre und ich sehe nur eines: Palmen. Auf den allerersten Blick hat es noch einen originär tropischen Aspekt, grün ist es allemal an jeder Ecke, und oft genug regnete es heftig in den letzten Tagen. Wir befinden uns eindeutig im tropischen Regenwald. Und dennoch: Palmen. Palmöl-Palmen, in Reih und Glied. Ältere, ordentlich große und kräftige Palmen, teils auch niedrige, ganz junge, in jedem Fall Palmölplantagen so weit das Auge reicht, Palmölplamtagen bis zum Horizont. Schon eine Stunde lang vom Flughafen zum Tauchort vor einer Woche bot sich dieses Bild und nun weitere Stunden lang arbeitet sich der Bus durch Palmölland.

Wo soll da noch der Orang Utan leben? Orang heißt Mensch und Hutan ist der Wald. Kalimantan, den indonesischen und mindestens dreimal so großen Teil Borneos hatte ich 2012 schon links liegen lassen (links von Sulawesi, ha ha), gilt es doch als aufwendig zu bereisen, seien doch Flussfahrten und Flüge der Weg ins Landesinnere. Über Palmöl hatte ich mir damals keine wesentlichen Gedanken gemacht. Dennoch war ich für das Problem schon sensibilisiert durch eine indonesische Biologin bei Operation Wallacea. Und hatte schon einige Berliner mit Palmölverzichtsgedanken genervt. Das wahre Ausmaß war mir unklar - man muss erstmal mit eigenen Augen sehen, wie ein kleiner Kontinent zur Monokultur verkommt.

Die drittgrößte Insel der Welt - davor nur Grönland, und Neuguinea. Was in Neuguinea mit Bodenschätzen und Ethnien geschieht darüber schweige ich hier geflissentlich. Ich habe nur diese kleine Ecke Borneos gesehen, und ich werde mich sicher nach palmölfreien Produkten umsehen und nicht mehr E10 tanken. Wobei, nur 5% geht momentan in die Biospritproduktion, 65% wird gegessen und 25% in Verseifungsprozessen zu Shampoos und Reinigungsmitteln verarbeitet.

Schon klar, die 1,3 Milliarden Chinesen, bei denen ich vorher zu Gast war, brauchen halt auch Frittierfett. Und ich hab mich schon über Seife auf jeder öffentlichen Toilette gefreut... Oder ist es in unserer Margarine, da es bei Raumtemperatur wohl fest ist? Oder doch im Schokoriegel? Vermutlich ist es genauso wie hier: Einfach überall!

Dienstag, 5. Mai 2015

In Hongkong...

Kann ich schließlich eure Kommentare bzw. Antworten aus dem email-Verteiler lesen - gmail war ja die ganze Zeit geblockt.
Danke!!!

Hier wohnen wir in einem "cosy studio" - auch wieder sehr authentisch, in der vertikalen Stadt, die keinen Platz hat!

Donnerstag, 30. April 2015

Guiyang

Die Hauptstadt von Guizhou dient uns als Sprungbrett in den12-h-Übernachtzug, Hard Sleeper, heute abend nach Nanning. Aus technischen Gründen mussten wir am Vortag schon anreisen, mit wenig Lust auf eine weitere laute, versmogte, hochhausverbaute Millionenstadt (nur gut 1 Million diesmal) - wir wurden überrascht, nach einem etwas holperigen chinesischen Abholungsprozess via sms - die (neue und einzige der Stadt und gar nicht im Reiseführer aufgeführte) YHA-Herberge liegt am Stadtrand in einer Art Naherholungsgebiet und das Zimmer ist wirklich top Qualität - wir verbringen den Tag bis zur Abfahrt fahrradfahrend und im Schatten lesend am Fluss mit Bergen im Hintergrund. Überall sehr gepfegte Blumenbeete, jeweils fünf billige Arbeitskräfte jäten das Unkraut! Auf der anderen Seite aber expandiert die Stadt weiter mit den Hochhäusern, die hier die Menschenmassen aufnehmen müssen. Dennoch hat sich die Abkürzung durch Guizhou gelohnt: Schon seit Chishui zwitschern auch wieder Vögel jeden Morgen! Schon die Anfahrt in diese Stadt war Sightseeing vom feinsten in einem tollen, bequemen Bus mit ganz viel Blick nach draussen auf ansehnliche Natur- und später landwirtschaftliche Flächen einem bedachten Fahrer, freien Strassen und einigen Podcasts wäre ich trotz 8h fast gerne noch weitergefahren!

Dienstag, 28. April 2015

If you can make it here, you make it everywhere!

Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass hier in Chishui nun wirklich
niemand mehr des Englischen fähig ist.
Ich denke über einen Berufswechsel zur Pantomimin nach oder das Erlernen
von Zeichensprache. Inzwischen habe ich den Baidu-Translator und die
chinesische SIM-Karte auf dem Tablet etabliert und es ergeben sich ganz
neue Kommunikationsformen, beispielsweise steht man nicht mehr einander
zugewandt, sondern Schulter an Schulter nebeneinander, so dass man gut
auf den Bildschirm des anderen schauen kann, und schweigend tippt man
Sätze ein, wobei dennoch 2/3 Ausschussware sind.
Irgendwie doch ganz gut, bald wieder auf den "beaten track" nach Guilin
zu kommen. Oh wie schade, was wir alles verpassen in diesem Land. Vor
allem die Pandas in den Brutkästen von Chengdu!

Fotos Chishui II

Die Dinger im letzten Eintrag sind Bambus-Schößlinge...

Fotos Chishui I

So sieht es aus:

Einst streifte der große Panda durch die Bambuswälder von Chishui

Wir sind nach Süden abgebogen - nun "way off the beaten track"!

Und haben außergewöhnliches vollbracht! Wir waren in der Natur! Und zwar fast alleine! Und es war richtig schön!

Diese Gegend nennt sich das "Land der tausend Wasserfälle", tatsächlich sind es wohl über viertausend. Es ist bergig und grün und warm und feucht. Berühmt sind Kliffe aus rotem Sandstein, die vielen Flussläufe mit ihren Wasserfällen in den Sandsteinverwerfungen, due Bambuswälder und Baumfarne, einer davon ein "lebendes Fossil", Alsophila soundso.

Wir haben uns ein Auto mit Fahrerin (!) organisiert und sind zu drei "scenic areas" gefahren. Keine Sorge, nirgends geht man Waldpfade entlang, überall hat man befestigte Pfade und Treppen und häufig steht sogar ein Schild dort, wo man die schönste Fotoeinstellung hinbekommt. Und an jedem Punkt haben wir Eintritt bezahlt, wie überall hier, insgesamt  Aber gerade der erste Punkt, Shizanggou oder "Chishui Waterfall" hat sich sehr gelohnt. Es waren, trotz 5 davor geparkter Touristenbus Menschen unterwegs. Während sich die meisten mit einem so einer Art Golfwagen für 10 Personen zu dem Hauptwasserfall fahren lassen, sind wir die 2,2 km gelaufen, auf einem schönen Weg, halb überhangen von Sandsteinvorsprüngen, von denen das Wasser tropfte und rann. Zur linken unter uns verlief immer der Fluss und wir liefen zwischen Bambushainen, begleitet von Schmetterlingen und ungewöhnlichen Vögeln, durch den Primärwald zu einem sehr schönen großen Wasserfall (nicht auf dem Bild - das war nur der erste, kleinere). Wir trafen ein paar Chinesen, aber nur ganz kleine Gruppen ohne den obligatorischen Führer mit dem Mikrofon und dem Lautsprecher am Gürtel. Es war wirklich sehr schön.

Danach guckten wir uns noch eine Sandsteinformation mit Honigwabenstruktur an, aber als alte Elbsandsteinerin kenne ich das ja längst. Nur die rote Farbe war hier toll. Der Name des Ortes, den keiner versteht, wenn wir ihn aussprechen (Chishui - auf die Tonalität kommt es an!!!), heißt "rotes Wasser".

Der dritte Naturpark ist schon kaum noch berichtenswert, mehr Wasserfälle, man kann sogar hinter einem hindurchgehen - der Wasserlauf wurde auch nur minimal dafur modifiziert - aber die ausgedehnten Bambuswälder sind toll luftig und gleichzeitig schattig, die Luftfeuchtigkeit ist hoch, es ist aber nie zu warm und ab und zu kann man sich von einem vom Sandstein über uns hinabfallenden Miniwasserfall den Kopf kühlen lassen.

Durch solche Bambuswälder muss einst der große Panda gestreift sein! Das dachte ich die ganze Zeit, und während ich dies schreibe, liest Daniela aus Wikipedia vor: Tatsächlich leben sie eigentlich nördlich, in Sichuan, Shaanxi und Gansu. Wir grenzen hier in Guizhou aber an Sichuan, auf der anderen Flusseite ist diese Provinz schon, und es leben wohl noch 1000 Exemplare des großen Pandas... Somit bleibe ich dabei: Einst streifte der Panda durch die Bambuswälder von Chishui...

Hot pot

Lange haben wir uns davor gescheut, gestern in Chishui gab es aber keinerlei anderes Restaurant... Es istblaut, gesellig, heiß, man sitzt um den heißen Topf herum, im Tisch ein Gasherd, da kocht eine Suppe drin, einmal scharf, einmal normal, dann köchelt man Aufgespießtes darin oder schmeisst das Zeug einfach rein und fischt es mit Stäbchen und Kelle wieder heraus. Dann tunkt man noch in eine herrliche Sauce, welche uns der Lokalbesitzer eigens aus Sesamöl, Koriander, Fruhlingszwiebel, Salz, Natriumglutamat und viel Knoblauch zusammengemixt hat (wir wussten ja zunachst nichts mit dem Schälchen Öl anzufangen). Es war sehr "hot" - in jeglichem Sinne hab ich mir die Mundschleimhäute weggeätzt! Aber man kann super auswählen, welches GEMÜSE man will, das Hirnchen haben wir nicht probiert!

Yangtse und der Drei-Schluchten-Staudamm

Unser ambitionierter Plan, welchen wir irgendwann unterwegs in Peking entwickelten, bestand darin, uns südwestwärts zu bewegen mit Endziel Hongkong, von wo aus unsere Flieger in verschiedene Richtungen gehen.
Südwärts ging es nach Nanjing, dann über die gelben Berge, von dort aus wollten wir zum Yangtse und diesen ein Stück stromaufwärts reisen und noch die engen Schluchten der "Three little gorges" besuchen. Danach wollten wir noch in das von allen Touristen hochgelobte Yunnan und dann wieder südöstlich in die Karstlandschaften von Guilin, wo wir schon vorreserviert haben. Am 1. Mai ist hier nämlich grosser Feiertag und alle 1,3 Milliarden Chinesen reisen mal wieder herum.
Ursprünglich lag auch noch Chengdu in der Provinz Sechuan auf dem Plan, dort wollte ich unbedingt Pandas im Brutkasten anglotzen, aber daraus wird nichts mehr, ebenso streichen wir Yunnan. Dazu aber später mehr.

Mit der Bahn landen wir und gefühlte tausend weitere Passagiere abends in Yichang. Leider gibt es keine Metro. Da ja im ganzen Lande die Infrastruktur noch nicht alt ist, Funktioniert diese nämlich immer gleich. Metro können wir schon ruchtig gut. Mit Taxi gelangen wir wieder in ein gutes Hostel. Man spricht kaum englisch, ist aber bemüht. Wir schaffen noch nachts, ein Tourustenboot über den Yangtse für den kommenden Morgen zu organisieren. Eine viertägige Kreuzfahrt wollen wir nicht, weder im westlichen Boot für 500 Euro noch chinesisch in der 4-Bett-Kabine.

Diese Bootsfahrt bietet wieder lustiges Chinesen-Watching. Das Schiff ist neu und ordentlich da erst ein Monat im Einsatz. Leider läuft permanent Musik, unterbrochen von Ansagen. Wir fühlen uns gefoltert, uch muss immer an die Szene von "1,2,3" denken. Wir buchen noch einen Miniausflug in eine Unterschlucht dazu, der uns vorher verschwiegen wurde. Nunja es lief wohl Werbung dafür die ganze Zeit. Nochmal fünfzehn Euro drauf, aber besser als zwei Stunden auf dem Schiff warten! An den kleinen Booten ist ebenfalks Massenbetrieb. Aber sue halten genau fünfzig meter Abstand voneinander. Wieder wird 90 Minuten auf uns eingeredet. Es kann nicht interessant sein. Es geht sicher nicht um die Geologie des Ortes oder das Ökosystem oder darum, was der Aufstau an der gigantischen Staumauer verursacht hat. Ein Glück müssen wir keinem englischen Guide mit Headset und umgehängten Lautsprecher folgen! Vermutlich werden blumig die Namen der Berge drumherum ausgemalt. Bei der Rückfahrt gibt es noch Dinge zu kaufen. Die Chinesen sitzen drinnen, wir als einzige draussen.

Die Natur selbst ist beeidruckend - könnt ihr nicht einmal still sein und genießen!?

Nach 8h Fahrt gelangen wir an unsere Zielort Wushan und brechen wir den Yangtse ab, schaffen auf wundersame Weise noch die Weiterfahrt im Bus und inkl. letzter Ubahn um 23;00 landen wir in der nächsten Millionenmetropole: Chongqing!

PS: Unser Schiff legte in Wushan an diesen beiden Booten an, wir gelangten durch diese an Land. Grössenmässig war unseres etwa wie das Schiff im Vordergrund, nur ohne Kabinen. Die kleinen Boote sind die Ausflugsboote.

Montag, 27. April 2015

Bahnfahren in China - eine Gebrauchsanweisung

Buche all deine tickets schon zwei Monate vor der Reise von zuhause...

Oder:

1) Erkundige dich in deinem Hostel nach dem nächsten Trainticket-Dealer
2) Finde im Internet den Zug, für den es überhaupt noch Plätze gibt
3) Lass dir von deinem Hostel diesen Zug auf chinesisch aufschreiben
4) Vergiss deinen Reisepass nicht!
5) Finde den Trainticket-Dealer
6) Warte bis der Trainticket-Dealer vom Essen zurück ist
7) Rate die entsprechenden Formularbereiche für Namen und Passnummer am Computer des Trainticketdealers
8) Ausdrucken, bezahlen, geschafft!

Fast. Auf zum Bahnhof. Die Hochgeschwindigkeitszüge haben meist neue Bahnhöfe mit Metroanschluss.

1) Finde in der Metro den richtige Ausgang und nimm nur den!
2) Halte Pass und Ticket bereit zur Kontrolle am Bahnhofseingang. Das ist dort, wo die Massen hinstreben.
3) Verstrahle dein Gepäck und dich bei der obligatorischen Gepäckdurchleuchtung - nein, wenn der Wachmann in sein Handy schaut statt auf den Bildschirm, dann ist das kein Grund, auf diese Pflicht zu verzichten
4) Du hast es jetzt IN den Bahnhof geschafft. Du bist privilegiert. Du bist reich, oder mindestens middle class. Versuche NICHT, den Bahnhof wieder zu verlassen.
5) Suche deine Zugnummer und dein Gate an der Anzeige.
6) Begib dich in die Bahnhofwartehalle, wo die anderen 2000 Menschen warten, zu deinem Gate. Warte. Alternativ: Setz dich zu Starbucks. Oder knabber noch nen Hähnchenfuss. Oder so eine Kauleiste. Oder Rückenmark.
7) Abfertigung beginnt: Halte dein Ticket bereit. Scan dein Ticket, falls du ein fancy-scanticket hast. Setze Ellenbogen bei Bedarf ein. Versuche es NICHT mit Höflichkeit und Rücksichtnahme.
8) Bewege dich zügig vom Gate die Treppe abwärts auf das leere Gleis.
9) Suche deine Wagennummer und formiere eine Einstiegsschlange
10) Folge den Anweisungen des Wachpersonals
11) Staune die flugzeugartig stromlinienförmige Lok an.
12) Steige ein, finde deinen Platz und mach dir einen frischen grünen Tee mit dem allgegenwärtigen Heißwasserspender
13) Arbeite den Saubermachfrauen und Stewarts zu (Arbeitskräfte sind so billig!): Gib
deinen Müll zu ihnen und lass keine Rucksackschnüre aus dem Fach oben hängen, schließlich soll es laut Bahnministerium hier ordentlich aussehen!
14) Lehn den Sitz zurück, geniesse die Aussicht! Gute Fahrt mit 300 km/h!!!